Idee: eine Schallplatte. Keine gewöhnliche,
sondern eine im D irektschnittverfahren
hergestellte, produziert wie zu jener Zeit,
bevor es B andm aschinen gab, bei der die
M usiker direkt die Lackfolie bespielen.
D iese P ro m o tio n -L P , die zugleich d er
Start des legendären Labels Sheffield Lab
war, sollte der ganzen W elt zeigen, was
das M astering Lab unter Top-K lang ver-
stand u n d zu leisten im stande w ar.
A n ein en V e rk a u f d e r S cheibe m it
„Lincoln M ayorga & D istinguished Col-
leagues“ (siehe K asten), deren Cover die
Schneidem aschine m it der M atrize zeigte,
w ar n ich t gedacht. D o ch „w ir sch ick -
ten sie jedem im B usiness“, erklärt Sax,
„und die Leute erk an n ten darin unsere
Leidenschaft für die Sache u n d dass wir
was drauffiatten“. N u n w uchs das In te-
resse am M astering Lab, das sich schnell
ein en R u f erarbeitete. Bald s ta n -
den sogar von Sherw ood Sax k o n -
zipierte Lautsprecher als M onitore
in vielen Studios, u n d A nfang der
Siebziger m asterte das Team schon
ru n d um die U hr im D reischicht-
betrieb. „Echt stressig!“
N ach dem G rund für den anhal-
te n d e n E rfolg befragt, n e n n t Sax d rei
Punkte: E rstens die gegenüber der, die
etwa Capitol, Colum bia oder RCA dam als
hatte, klanglich deutlich überlegene Elek-
tronik: „W ir setzen 2014 denselben Equa-
lizer ein wie 1968. Es gibt einfach nichts
Besseres. Insgesam t w ar Sherw oods V er-
b in d u n g von S ingle-E nded-T echnik m it
der R öhre genial. U nd wir lernten schnell
dam it um zugehen, schm issen alles Ü ber-
flüssige aus dem Signalweg. Ein Techniker
, M i s s i n g L i n e " h e u t e g e h ö r t
D
er Direktschnitt „Lincoln Mayorga & Distinguished Friends"
(r.u.), mit dem das Mastering Lab einst für Aufsehen sorgte, war
auch der Startschuss für das „Sheffield Lab"-Label, das durch viele
weitere „Direct Cuts" Furore machte. Wir spürten mit der Original-
schallplatte sowie der 1972 erschienenen, nach gleichem Konzept
produzierten „The Missing Line" dem alten Zauber nach.
„Das fehlende Glied" meint die Bandmaschine, die hier
eingespart wurde. Die Musikerspielten wie in altenZeiten
jede Plattenseite in einem Rutsch durch. Fehler wurden
akzeptiert oder aber die gesamte Session neu gestartet
-m it einer frischen Lackfolie auf der Schneidemaschine.
Beide Alben sind Raritäten mit Kultstatus, und so haben
w irsie nichtohne Ehrfurchtaufeinen unserer Referenz-
plattenspieler gelegt.
Und der Funke zündet noch! Die Handvoll verjazzter
Pop-Titel des von Mayorga und weiteren Studiomusikern
eingespielten Erstlings besticht durch Spielfreude und
pulsierende Dynamik, wobei insbesondere der trockene,
federnde Bass die Tieftöner tanzen lässt. Kein Wunder, dass es da vielen Produzenten den
Atem verschlug. Und den heutigen möchte man zurufen: „Hört euch mal diese Scheibe an,
bevor ihr die Musik zu Tode komprimieren lasst!" Die ersten Stücke von „The
Missing Linc", auf der zudem das „Miraflores"-Streichquartett auftritt, tönen
indes ein wenig flau, aber sehr räumlich und lebendig. Der Klappentext empfiehlt,
die Höhen etwas anzuheben. Dafür rocken der „Peace Train" und das kaum
verhaltene „Blackbird", beides Vorführkracher in den HiFi-Läden dieser Zeit,
umso fetziger durch den Hörraum. Immer noch - oder wieder - ein Maßstab!
von RC A forderte uns heraus. W ir beide
m ach ten einen unbeeinflussten Schnitt
vom selben Tape - und rate m al, w er das
klar bessere Ergebnis erzielte!“
Z w eiten s b erü c k sich tig te m a n v o n
Beginn an den H iFi-B ackground, indem
sich die im M astering Lab verw endeten
L autsprecher klanglich an denen orien -
tierten, die d rau ß e n in d en W o h n z im -
m ern standen. Sax besuchte die HiFi-Stu-
dios von LA und hörte seine U m schnitte
auf den gebräuchlichen A nlagen der Zeit
m it ihren typischen Boxen wie etwa der
weit verbreiteten KLH 6 „sowie jenem hal-
b en D utzend M odellen, die in 60 Prozent
aller am erikanischen A nlagen spielten“,
um zu erfahren, wie seine A rbeit bei den
P latten k ä u fe rn zu h au se k lin g t.W ied er
m uss ich an die V o rfü h ru n g des C ros-
by-Titels denken. Das war in der Tat keine
seziererische D arbietung in n ü ch tern er
S tudioatm osphäre, so n d ern sie hätte in
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